Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (1)

Chronik der Freunde der Kunsthalle Emden von 1983 bis 2021

Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (1)

Über die Jahre hinweg hat der Verein der Freunde der Kunsthalle viele gemeinsame Erinnerungen gesammelt: Von Ausstellungseröffnungen über Künstlergespräche und Reisen bis hin zu den großen Umbaumaßnahmen am Haus, die Freunde sind von Beginn an mit Leidenschaft dabei.

In dem Katalog zur Ausstellung „Kunst braucht Freunde“ (9.10.2021-30.1.2022) zeichnet Nora Stölten die Geschichte des Vereins nach. Diese Chronik veröffentlichen wir hier in vier Abschnitten.

Teil 1: 1980-1990

Am Anfang war das (Backhuysen-)Bild

Alles begann am Freitag, dem 27. Mai 1983. Um 18:30 Uhr trafen sich in der Bollwerkstraße 1 – den Büroräumen des Rechtsanwaltes und Notars Dr. Ihno Heizmann – zwölf Personen zur Beschlussfassung über die Gründung der Ludolf Backhuysen Gesellschaft, des damals ersten Kunstvereins in Emden für zeitgenössische Kunst. Obwohl der Verein einen alten Namen trägt, wollte er der Stadt neue Impulse geben, und das mit Hilfe eines »trojanischen Pferdes«, wie Henri Nannen es nannte. Denn die Benennung nach dem Emder Maler Ludolf Backhuysen (1630–1708) kam damals nicht von ungefähr. Der Gründung des Vereins ging ein medienwirksames Ereignis voraus: der Ankauf des Gemäldes Übergabe des Oberbefehls der niederländischen Flotte an den Admiral Michiel de Ruyter (1671) von Ludolf Backhuysen, das Henri Nannen auf der TEFAF in Maastricht entdeckte und rund 450.000 Gulden kosten sollte. Umgehend begann eine Bürgerinitiative, um Spenden für den Kauf zu sammeln. Die ersten 50.000 Mark gab er selbst, viele andere Kunstfreunde halfen mit. Durch diese Aktion wurde die gesamte Stadt mobilisiert und für einen Kunstankauf begeistert. Die erforderliche Summe kam zusammen und das Bild nach Emden. Beflügelt von dem kolossalen Erfolg firmierte die Ludolf Backhuysen Gesellschaft und organisierte fortan Ausstellungen in Emden.

 

Ausstellungen im Rathaus

„Nolde kam nur bis Oldenburg“, so lautete ein gern zitiertes Vorurteil über den Kunstverstand der Ostfriesen. Bald sollte es widerlegt werden: Bereits die erste der insgesamt zwölf vom Verein geförderten Ausstellungen, die unter dem Titel Russische Malerei heute durch Deutschland tourte, fand immensen Zuspruch. Für die späteren Ausstellungen, wie die zum Werk Christian Rohlfs’, Franz Radziwills oder Ludolf Backhuysens, strömten aus der ganzen Republik interessierte Menschen in die Hafenstadt. Der überwältigende Erfolg der Ausstellungen, die damals noch im Festsaal des Emder Rathauses veranstaltet wurden, bestätigte Henri und Eske Nannen in ihrer Meinung, dass ihre Heimatstadt der richtige Ort für ein Kunstmuseum sei.

Die Malschule

Bei der Gründung der Malschule 1983 und der Kunsthalle drei Jahre später leisteten die inzwischen über 600 Mitglieder des Vereins wichtige Hilfestellungen. Auch noch nach der Eröffnung der Kunsthalle unterstützte die Backhuysen Gesellschaft in vielen verschiedenen Bereichen, zum Beispiel durch Katalogzuschüsse und Ausstellungsförderung oder die Realisierung von Projekten der Malschule und der Museumspädagogik.

Glasnost öffnet neue Perspektiven

Zu den großen Publikumsmagneten gehörte auch die Ausstellung Glasnost – Die neue Freiheit der sowjetischen Maler im Herbst 1988, die vom Verein getragen wurde. Über 26.000 Besucher kamen in dieser Zeit nach Emden, um sich die Werke zeitgenössischer russischer Maler anzuschauen, deren Kunst in der Sowjetunion nicht gezeigt wurde. Die Ausstellung setzte insofern ein politisches Zeichen: Als kulturelles Austauschprojekt leistete sie einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung, zum Abbau von Feindbildern und zur Anteilnahme an den soziopolitischen Umbrüchen unter der transparenten politischen Führung (»Glasnost«) von Generalsekretär Michail Gorbatschow.

Im Rahmen der Ausstellung kaufte die Kunsthalle damals mithilfe von Mäzenen insgesamt 30 neue Werke aus der Sowjetunion an. Damit erhielt die Sammlung neben ihrem Kernbestand des deutschen Expressionismus einen neuen Schwerpunkt. Es war der erste wegweisende Schritt in die Richtung einer kontinuierlich wachsenden und sich weiterentwickelnden Sammlung.

Die Freunde

Eben hierfür waren auch die Kunstankäufe des Fördervereins Freunde der Kunsthalle dienlich, der sich 1987 – ein Jahr nach der Gründung der Kunsthalle – unter dem Vorsitz des Auricher Rechtsanwalte und Notars Jann Berghaus gründete. Neben der finanziellen Unterstützung des Museumsbetriebe war dem Verein der Ankauf von Kunstwerken ein besonderes Anliegen:

Die Kunsthalle Emden hat seit ihrer Gründung das Problem, keinen Etat für den Ankauf von Kunstwerken zu haben. Ein lebendiges Museum moderner Kunst muss aber seinen Sammlungsbestand erweitern, um aktuell und attraktiv zu bleiben. Eben hier schlägt die große Stunde der Freunde der Kunsthalle: Durch die Spenden und Beiträge der Vereinsmitglieder konnten in der Vergangenheit zahlreiche großartige Kunstwerke erworben werden.

Schatzmeister Dr. Günter Flick, Vorstandsmitglied seit 2001

Die Kunstreisen

Die Ludolf Backhuysen Gesellschaft war weiterhin aktiv und organisierte für ihre Mitglieder ein stets abwechslungsreiches Programm: Neben vielen Veranstaltungen, wie Vorträgen von Kunstexperten, gehörten besonders die Kunstreisen zu den einprägsamsten Ereignissen: Ziele waren dabei nicht nur deutsche Kunststädte wie Berlin, Stuttgart oder München. Metropolen wie London, Paris und sogar New York waren unter den ersten Orten, die gemeinsam entdeckt wurden – Ereignisse, die den Zusammenhalt stärkten.

Die Publikation "Kunst braucht Freunde" mit der ausführlichen Chronik, Dokumenten, Interviews und einer Übersicht aller Schenkungen der Freunde an die Kunsthalle ist an der Museumskasse (14,90 €) und im Online-Shop erhältlich. Gäste, die noch während der Laufzeit der aktuellen Ausstellung (9.10.2021-30.1.2022) Mitglied werden, erhalten ihn als Begrüßungsgeschenk.

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