Lyonel Feininger  1871 New York - 1956 New York


Schwarze Welle, 1937

Provenienz, WVZ-Kunsthalle / Datenbank, Stand Oktober 2020

Serge Sabarsky Gallery, New York (o.J.); Kunsthalle Emden (seit 1986, Stiftung durch Henri Nannen)

Provenienz, Stand Juni 2022

Galerie Buchholz, New York (1941, evtl. in Kommission) Nachlass des KUnstlers (seit 1956-mind. 1959)

Galerie Serge Sabarsky, New York (seit ?-1979)

Sammlung Henri Nannen (seit 1979-1986, Ankauf von Galerie Serge Sabarsky)

Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, Emden (seit 1986, Stiftung durch Henri Nannen)

 

Lyonel Feininger kam im Alter von 16 Jahren nach Deutschland. Er wurde 1909 Mitglied der Berliner Secession und trat 1918 der Novembergruppe bei. 1919 folgte er der Berufung ans neu gegründete Bauhaus in Weimar. Im Juni 1937 verließ Feininger Deutschland endgültig. Die Nationalsozialisten diffamierten seine Kunst als "entartet" und beschlagnahmten rund 400 seiner Werke aus Museen. Bei der Feme-Ausstellung wurden 19 seiner Gemälde gezeigt.

Schwarze Welle stammt von 1937, dem Jahr van Feiningers Emigration. Wahrscheinlich entstand das Bild noch in NS-Deutschland, denn in den USA begann er erst 1939 wieder zu malen. Da sich das Gemälde laut Werkverzeichnis 1959 im Nachlass des Künstlers befand (Quelle: Werkverzeichnis in Vitrine), ist anzunehmen, dass er es in die USA mitnahm oder es ihm nachgesendet wurde.

Ein neuer Anhaltspunkt in der Provenienz ergab sich durch das Rückseitenetikett einer Ausstellung des Detroit Institute of Arts im Alger House, Grosse Pointe. Es war bislang dem Jahr 1964 zugeordnet worden. Das Alger House diente jedoch nur van 1936 bis 1948 als Ausstellungsort für das Detroit Institute. Die Leihnummer 1941.358 deutet auf eine Ausstellung im Jahr 1941 hin. Tatsachlich ist das Gemälde im handschriftlich ergänzten Ausstellungskatalog aus diesem Jahr mit der Leihnummer 358 aufgeführt (Quelle: Katalog Detroit Institute of Arts).

Als Leihgeber ist auf dem Etikett die Buchholz Gallery genannt, der New Yorker Ableger einer Berliner Galerie, die hinter verschlossenen Türen Werke "entarteter" Künstler an vertrauenswürdige Personen verkaufte. Von 1938 bis 1941 war Buchholz aber auch offiziell mit der "Verwertung" der "entarteten Kunst" durch das Propagandaministerium beauftragt. Einer der Mitarbeiter, Curt Valentin, emigrierte 1937 aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die USA und eröffnete die Buchholz Gallery. Auch die New Yorker Zweigstelle wurde mit Werken "entarteter Kunst" aus Berlin beliefert.

Wie lange das Gemälde nach 1959 im Nachlass des Künstlers verblieb und wann es in den Besitz der Serge Sabarsky Gallery kam, ist bislang unbekannt. Henri Nannen kaufte es 1979 dort an und stiftete es 1986 der Kunsthalle.

Fazit: Die Provenienz dieses GemäIdes ist ein Grenzfall zwischen den Kategorien Grün und Gelb. Dass sich das Gemälde 1959 anscheinend im Nachlass des Künstlers befand, ist ein wichtiger Hinweis auf eine unverdächtige Provenienz. Den Fragen nach dem Entstehungsort des Gemäldes und der Besitzstation der Buchholz Gallery sollte jedoch weiter nachgegangen werden.

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