Josef Scharl (1896 München – 1954 New York)
Josef Scharl machte zunächst eine Ausbildung zum Dekorationsmaler, studierte später für kurze Zeit an der Münchner Kunstakademie und bildete sich schließlich autodidaktisch weiter. Er war unter anderem Mitglied der Künstlervereinigungen "Neue Münchner Sezession" und der "Juryfreien". Seit 1929 sah Scharl sich zunehmenden Repressalien durch die Nationalsozialisten ausgesetzt und erhielt schließlich Malverbot. 1935 wurden einige seiner Arbeiten im Rahmen des "Nürnberger Reichsparteitags der Ehre" vorgeführt und mit diffamierenden Parolen beschmiert. Zum Jahreswechsel 1938/1939 emigrierte Josef Scharl in die USA.
22 Gemälde Scharls bilden die größte Werkgruppe innerhalb des Forschungsprojekts. Überwiegend kamen die Werke als Schenkung Prof. Ludwig und Ernesta Scharls, als Schenkung und Vermächtnis Rolf Gillhausens und als Stiftung Henri, Eske und Christian Nannens an die Kunsthalle.
Durch die Provenienzrecherche konnte für 20 der Gemälde eine unbedenkliche Provenienz zwischen 1933 und 1945 rekonstruiert werden. Die Besitzgeschichte zweier Werke weist in diesem Zeitraum noch größere Lücken auf und muss weiter erforscht werden.
Hauptquellen für die Provenienzforschung zu Scharls Gemälden waren hausinterne Dokumente, ein Künstler-Werkverzeichnis und Gespräche mit dessen Autorin, der Austausch mit den Mitgliedern der Familie Scharl und insbesondere mit der Enkelin und Nachlassverwalterin Josef Scharls. Für die Recherche höchst aufschlussreiche Dokumente aus dem Nachlass ermöglichten eine fundierte Einschätzung der Besitzgeschichte der Werke.
Aus den Quellen ergaben sich tiefere Einblicke in das Umfeld Josef Scharls und in die Besitzgeschichte seiner Werke, die stark von seinen Familienangehörigen, Freunden, Gönnern, passionierten Sammlerinnen und Sammlern und der Vertretung durch feste Galerien geprägt ist (Mindmap in der Ausstellung):
Magdalena Scharl
Ehefrau von Josef Scharl
Prof. Alois Scharl und Ursula Scharl
Sohn und Schwiegertochter von Josef und Magdalena Scharl
Alois Scharl: Studium der Malerei an der Blocher Kunstakademie, München; Gymnasialprofessor und Kunsterzieher
Ursula Scharl: Ausbildung zur Porzellanmalerin; Rallye-Fahrerin
Susanne Scharl
Enkelin von Josef Scharl
Tochter von Prof. Alois Scharl und Ursula Scharl; Nachlassverwalterin
Prof. Ludwig Scharl und Ernesta Scharl
Ludwig Scharl: Neffe von Josef Scharl; Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste, München; Lehrstuhlinhaber für Malerei, Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg
In den 60er und 70er Jahren Restaurator von Gemälden Josef Scharls im Auftrag der Galerie Nierendorf
Galerie Nierendorf, Berlin
Heutige Galerie: 1955 in Berlin von Florian Karsch und Inge Loewe (später Karsch) gegründet; 1963 Eintragung im Handelsregister als ‚GALERIE NIERENDORF‘
Wurzeln der Galerie reichen bis ins Jahr 1920 nach Köln zurück; Langjährige Vertretung von Josef Scharl und seinem Werk; schon 1933 und 1935: Einzelausstellungen von Josef Scharls Werk; nach Scharls Emigration: Vertretung auch durch die Nierendorf Gallery, New York; nach 1964: Hauptvertretung des Werks Josef Scharls und gemeinsam mit der Familie Steigerung seines Bekanntheitsgrads durch Ausstellungen und Publikationen
Kunsthandel Hagemeier, Frankfurt a. M.
1980 von Achim Hagemeier gegründet
Zunächst Konzentration auf Künstler des 19. Jahrhunderts, u.a. der Münchner und Düsseldorfer Schule; Seit 1985 Einzelausstellungen mit Künstlern des deutschen Expressionismus, z.B. 1987: weithin beachtete Josef Scharl Ausstellung
Henri und Eske Nannen
Gründer der Kunsthalle Emden
Henri Nannen: Gründer und Chefredakteur des Magazins »Stern«
Kunstsammler/ Scharl-Sammler
Rolf Gillhausen
Stellvertretender Chefredakteur, später Chefredakteur des Magazins »Stern«; Gründer und Chefredakteur des Magazins »GEO«
Kunstsammler/Scharl-Sammler
Prof. Dr. Dr. Aloys Greither
Studium der Philosophie und der Medizin; Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Düsseldorf
Bekannter Josef Scharls; Freund der Familie Prof. Alois Scharl; Autor über das Werk Josef Scharls
Kunstsammler/ Scharl-Sammler
Otto Schmidt
Bankdirektor in Berlin, Magdeburg und Münster
Freund und Unterstützer Josef Scharls
Kunstsammler / Scharl - Sammler