Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (4)

Die Skulptur "Misconceivable" von Erwin Wurm sorgt vor der Kunsthalle für Aufsehen

Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (4)

Über die Jahre hinweg hat der Verein der Freunde der Kunsthalle viele gemeinsame Erinnerungen gesammelt: Von Ausstellungseröffnungen über Künstlergespräche und Reisen bis hin zu den großen Umbaumaßnahmen am Haus, die Freunde sind von Beginn an mit Leidenschaft dabei.

In dem Katalog zur Ausstellung „Kunst braucht Freunde“ (9.10.2021-30.1.2022) zeichnet Nora Stölten die Geschichte des Vereins nach. Hier folgt der vierte und letzte Teil dieser Chronik:

Teil 4: 2010-2021

Auf dem Weg in die Zukunft

Das neue Jahrzehnt begann direkt wieder mit einer wirkungsvollen Überblicksausstellung: Für Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit wurden mehr als 200 Werke von 80 internationalen Künstlern versammelt und damit ein weiter Bogen über den Realismus des 19. Jahrhunderts bis hin zum Fotorealismus der Gegenwart gespannt – eine Schau, die deutschlandweit viel Beachtung fand.

Eines der größten Projekte zu dieser Zeit war das neue Corporate Design des Museums, das von den Freunden finanziert wurde. Mit dem neuen Logo und der Website wurde nach außen hin ein einheitliches Erscheinungsbild von Museum, Malschule und den Freunden geschaffen.

2011 feierte die Kunsthalle in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und weiteren Gastrednern ihr 25. Bestandsjubiläum. Dieses gab den Anstoß zu der Entscheidung des Vereins, dem Museum den dritten Bestandskatalog als großes Jubiläumsgeschenk zu überreichen. Er sollte damit an die ersten beiden Kataloge von 2000 anschließen und die wichtigsten Sammlungserweiterungen der letzten zehn Jahre umfassen. 2013 wurde das Projekt fertiggestellt.

Noch im selben Jahr kam es zu dem Sensationsfund der »Katzen-Studie«, die sich hinter der Leinwand der Blauen Fohlen von Franz Marc befand – dem Lieblingsbild Henri Nannens, das bis heute eine Ikone der Kunsthalle ist.

Die Benefiz-Auktion im Schloss Herrenhausen

In dieser Zeit des Erfolgs und der medialen Präsenz stand die Kunsthalle aber auch vor ihrer bisher wohl größten Herausforderung: Über die Jahre hinweg hatte das Museum – nicht zuletzt durch Eske Nannen – es immer wieder vollbracht, enorme Geldsummen zu beschaffen, um die anfallenden Kosten der großen Ausstellungen und Umbauarbeiten zu decken, ganz zu schweigen von den etlichen Zuschüssen der Freunde, durch deren Spenden viele Hintergrundarbeiten finanziert wurden. 2014 wurde dennoch ein Punkt erreicht, an dem die benötigten Summen nicht mehr nur durch staatliche und private Zuschüsse zu bewältigen waren. Eske Nannen sah keinen anderen Weg, als eine Benefizauktion zu veranstalten. Der Erlös sollte dabei helfen, die Kunsthalle in eine erfolgreiche und vor allem unbelastete und sorgenfreie Zukunft zu führen. »Wie ein Stier durch die Wand«, so beschreibt Ulrike Finke-Duggen im Nachhinein den enormen Energieaufwand, den Eske Nannen in dieses Projekt hineinsteckte, das über den Fortbestand des Museums bestimmte.

Als Veranstaltungsort war das Schloss Herrenhausen in Hannover auserkoren worden. Rund 400 VIP-Gäste – darunter auch Altkanzler Gerhard Schröder – wurden am 14. November 2014 geladen, um zugunsten der Kunsthalle mitzubieten. Zum Verkauf standen insgesamt 84 Werke, die im Vorfeld als Spenden von Künstlerinnen und Künstlern, Galerien und Privatpersonen gesammelt wurden. Die Auktion stellte sich als voller Erfolg heraus: 82 der Gemälde konnten veräußert werden. So wurde auch diese Herausforderung mit der großen Willensstärke Eske Nannens und dem übermenschlichen Kraftaufwand der gesamten Kunsthallen-Belegschaft bravourös gemeistert.

Seitdem konnten wieder große Ausstellungsvorhaben angegangen werden: Ein Highlight darunter war das internationale Kooperationsprojekt The American Dream. Bilder des amerikanischen Realismus zwischen der Kunsthalle Emden und dem Drents Museum in Assen, an dessen Finanzierung sich auch die Freunde der Kunsthalle beteiligten. Darüber hinaus bezuschusste der Verein eine zentrale Leihgabe eines Gemäldes von Edward Hopper aus Madrid sowie die Umstellung der Kunsthalle auf LED-Beleuchtung, die im Rahmen der Ausstellung vorgenommen wurde.

Das Programm für die Vereinsmitglieder war auch in diesen Jahren wieder abwechslungsreich gestaltet worden: Neben spannenden Ausstellungseröffnungen, Künstlergesprächen und Vorträgen sind auch die zahlreichen Kunstreisen dieser Zeit nicht zu vernachlässigen. Exotische Ziele, wie der Oman oder Namibia, wurden angeboten

Reisen in die ganze Welt

Das Programm für die Vereinsmitglieder war auch in diesen Jahren wieder abwechslungsreich gestaltet worden: Neben spannenden Ausstellungseröffnungen, Künstlergesprächen und Vorträgen sind auch die zahlreichen Kunstreisen dieser Zeit nicht zu vernachlässigen. Exotische Ziele, wie der Oman oder Namibia, wurden angeboten

Neue Köpfe an der Spitze

Nach 30 Jahren zog sich Eske Nannen 2017 aus dem operativen Geschäft zurück und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrates der Stiftung. Im Rahmen dessen wurde im Museumsbetrieb eine Doppelspitze gegründet, bestehend aus wissenschaftlicher und kaufmännischer Leitung, die gemeinsam den Vorstand bilden. Und auch im Vereinsvorstand der Freunde geht eine Ära zu Ende: Nach 13 Jahren gibt Ulrike Finke-Duggen 2021 ihren Vorsitz ab. Mit diesem Wechsel an der Spitze des Museums und des Kunstvereins wird eine Zeitenwende eingeläutet. Sorgen oder gar Bedenken über die Zukunft des Hauses sind allerdings unbegründet, denn der Bund sicherte der Kunsthalle für ihr »Zukunftsprojekt« bereits eine Summe in Höhe von 30 Millionen Euro zu. Ziel ist es, die Kunsthalle auch für die nächsten 20 Jahre zu sichern und das Gebäude in Hinsicht auf Barrierefreiheit, Brandschutz und Klimatisierung zu ertüchtigen.

Helfen da, wo Hilfe gebraucht wird

Und nicht zuletzt werden die Freunde der Kunsthalle weiterhin für alle Belange des Museums da sein. Denn die große Stärke der Freunde liegt darin, dass sie zielgenau dort helfen, wo Hilfe nötig ist. Egal, ob es sich um eine Katalogförderung, die Übernahme von Transportkosten, eine Bezuschussung einer ganz bestimmten Leihgabe oder die Finanzierung von nötigem Mobiliar handelt – die Kunsthalle kann sich immer auf ihre Freunde verlassen. Natürlich sind diese vielen einzelnen und punktuellen Maßnahmen nicht immer für die Öffentlichkeit sichtbar. Umso dankbarer sind ihnen dafür die Kunsthalle, die Stiftung und die Malschule.

Doch im Grunde liegt die größte Stärke des Vereins gar nicht in seiner permanenten finanziellen Unterstützung des Hauses. Vielmehr sorgen die Freunde der Kunsthalle mit ihrer Vereinstätigkeit auf einer menschlichen Ebene für eine ungeahnte Stabilität und einen Zusammenhalt, der nicht mit Geld zu kaufen ist. Freunde sind schließlich und werden es immer sein: unbezahlbar.

Die Publikation "Kunst braucht Freunde" mit der ausführlichen Chronik, Dokumenten, Interviews und einer Übersicht aller Schenkungen der Freunde an die Kunsthalle ist an der Museumskasse (14,90 €) und im Online-Shop erhältlich. 

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