Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (3)

Eske Nannen und Otto van de Loo schneiden zur Eröffnung des Erweiterungsbaus der Kunsthalle im Jahr 2000 ein Band durch.

Highlights der Vereinsgeschichte Freunde der Kunsthalle (3)

Über die Jahre hinweg hat der Verein der Freunde der Kunsthalle viele gemeinsame Erinnerungen gesammelt: Von Ausstellungseröffnungen über Künstlergespräche und Reisen bis hin zu den großen Umbaumaßnahmen am Haus, die Freunde sind von Beginn an mit Leidenschaft dabei.

In dem Katalog zur Ausstellung „Kunst braucht Freunde“ (9.10.2021-30.1.2022) zeichnet Nora Stölten die Geschichte des Vereins nach. Diese Chronik veröffentlichen wir hier in vier Abschnitten.

Teil 3: 2000-2010

Mit vereinten Kräften: die Fusion

Für die Kunsthalle Emden begann mit der Jahrtausendwende eine neue Zeitrechnung: Am 2. Oktober 2000 wurde in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder der Erweiterungsbau eröffnet, der die Ausstellungsfläche des Museums fast verdoppelte. Es war bis dahin das umfangreichste Projekt der Kunsthalle seit ihrer Eröffnung. Die Realisierung dieses grundlegenden Umbaus wäre ohne das Zutun Eske Nannens und ihrer einfallsreichen Fundraising-Konzepte kaum denkbar gewesen.

Doch auch der Verein wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends von Grund auf neugestaltet: Aus organisatorischen Gründen wurde am 23. August 2003 auf einer gemeinsamen Mitgliederversammlung der Ludolf Backhuysen Gesellschaft und der Freunde der Kunsthalle eine Fusion beschlossen – ein Vorhaben, mit dem sich die Vorstände beider Vereine schon seit längerer Zeit befassten. Durch die Fusion sollte die aufwendige Doppelbelastung – zwei Vorstände, zwei Mitgliederversammlungen, zwei Buchführungen – vermieden und ein Synergieeffekt erzielt werden.

Im Vorfeld galt es allerdings einige Schwierigkeiten zu lösen, denn obwohl sich beide Vereine der Unterstützung der Kunsthalle verschrieben hatten, war ihre DNA angesichts ihrer unterschiedlichen Schwerpunkte nicht deckungsgleich: Während sich die Ludolf Backhuysen Gesellschaft insbesondere durch die Organisation von Kunstreisen auszeichnete, generierten die Freunde der Kunsthalle ausschließlich finanzielle Mittel. In der Vergangenheit war es dadurch zu einer Reihe von Doppelmitgliedschaften gekommen. Schließlich konnte sich jedoch auf ein Fusionsmodell geeinigt werden, dessen rechtliche Rahmenbedingungen insbesondere durch das Büro des Vorstandsmitglieds Dr. Günter Flick erarbeitet wurden.

Gemeinsam firmieren die Vereine seit dem 1. Januar 2004 unter dem Namen Freunde der Kunsthalle – Kunstverein in Ostfriesland e. V. Den gemeinsamen Vorsitz übernahm Ruthtraut Steinbrecher. Neben den ordentlichen Mitgliedern des Vereins bildete sich der Förderkreis heraus, der bis heute durch zusätzliche Spenden einen erheblichen Beitrag zur Realisierung von Projekten und Kunstankäufen leistet. Im Gegenzug erhält der Förderkreis kleine Privilegien in Form von exklusiven Veranstaltungen und Kunstreisen.

Die Edvard-Munch-Ausstellung

In dieser besonderen Partnerschaft der beiden Vereine wurden in diesen Jahren große Erfolge erzielt und fantastische Kunstankäufe getätigt. Unterstützung erhielt der Verein in seiner Wahl durch die Expertise des damaligen wissenschaftlichen Leiters, Dr. Achim Sommer, der zu Beginn des Jahrtausends äußerst publikumswirksame Ausstellungen auf die Beine stellte. Darunter war die große Ausstellung Edvard Munch. Bilder aus Norwegen im Winter 2004/05, die besonders viel Aufmerksamkeit erregte. Zwar waren die Besuchermassen vorprogrammiert, da nur einige Monate zuvor das Gemälde Der Schrei aus dem Munch-Museum in Oslo geraubt worden war, doch in dem Ausmaß, wie die Menschen nach Emden strömten, sprengten sie jegliche Kapazitäten: Bis weit über 120.000 Besucherinnen und Besucher kamen in den vier Monaten in die ostfriesische Hafenstadt – die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Schau.

Die Munch-Ausstellung war nur ein weiterer Anstoß für den vierten Bauabschnitt, der 2007 abgeschlossen wurde und an dem sich die Freunde der Kunsthalle großzügig beteiligten. Durch ihre tatkräftige Unterstützung wurde unter anderem die Steganlage finanziert. Über zwei Jahre hinweg war die Kunsthalle zur Hälfte geschlossen, es gab aber weiterhin ein Angebot für die Besucherinnen und Besucher.

Die Jungen Freunde der Kunsthalle Emden

In eben dieser Zeit gründeten sich auch die Jungen Freunde der Kunsthalle auf Initiative von Eske Nannen und unter der Führung Ulrike Finke-Duggens. Die Vereinigung fand besonders bei jungen Familien in Emden enormen Zuspruch. Allerdings waren die ersten gemeinsamen Events mit den erheblichen Einschränkungen am Haus durch den Umbau kaum zu bewältigen. Für die erste Vollversammlung der Jungen Freunde stellten Margareta Gräfin und Tido Graf zu Inn- und Knyphausen daher das Schloss Lütetsburg als Veranstaltungsort zur Verfügung. In späteren Jahren folgten weitere Einladungen, so auch für das Sommerfest der Jungen Freunde im September 2010.

Neueröffnung der Kunsthalle mit "Garten Eden"

Zum Auftakt der großen Wiedereröffnung startete die Kunsthalle mit der fulminanten Großausstellung Garten Eden – Der Garten in der Kunst seit 1900. Im Rahmen der Preview wurde der Medienraum, den die Freunde der Kunsthalle finanzierten, von Ruthtraut Steinbrecher offiziell eingeweiht. Mit der Technisierung des Altbaus, der Überdachung des Skulpturenhofes und der Verglasung der Hausfront standen dem Museum nunmehr viele neue Möglichkeiten offen für die Präsentation der eigenen Sammlung. Das neue Atrium wurde zum Schauplatz vieler Veranstaltungen.

Nur wenige Monate darauf fanden gleich zwei Wechsel im Vorstand statt: Im Spätjahr 2008 übernahm Dr. Anne Friedrichs den Vorsitz nach Ruthtraut Steinbrecher, die den Verein zuvor mit Tatendrang und großer Leidenschaft leitete. Bis zuletzt konnte der Verein durch Frau Steinbrechers intensives Mitgliederwerben große Erfolge erzielen, denn die Freunde zählten noch vor dem Amtswechsel ihr 1000. Mitglied – darunter auch die 150 Mitglieder der Jungen Freunde.
Nach nur knapp einem Jahr kam es allerdings erneut zum Wechsel: Dr. Anne Friedrichs musste Emden beruflich bedingt verlassen und damit ihr Amt niederlegen. Den Vorsitz der Freunde gab sie daraufhin an Ulrike Finke-Duggen weiter. Auf ihre Position als Sprecherin der Jungen Freunde folgte Tanja Ohlsen.

Auch in diesen Jahren wurden wieder sehr viele Kunstreisen in alle Ecken der Welt unternommen, um den eigenen Horizont zu erweitern: Von der Toskana über Schottland bis in die USA, die Ziele waren weit gesetzt. Städtereisen, wie nach Kassel anlässlich der documenta, erfreuten sich ebenso hoher Beliebtheit. Doch manchmal genügte auch der Blick vor die eigene Haustür – wie ein Ausflug zur Künstlerkolonie Worpswede –, um zu zeigen, dass es keiner weiten Reise bedarf, um neue Kunsteinflüsse und -eindrücke zu sammeln.

Die Publikation "Kunst braucht Freunde" mit der ausführlichen Chronik, Dokumenten, Interviews und einer Übersicht aller Schenkungen der Freunde an die Kunsthalle ist an der Museumskasse (14,90 €) und im Online-Shop erhältlich. Gäste, die noch während der Laufzeit der aktuellen Ausstellung (9.10.2021-30.1.2022) Mitglied werden, erhalten das Buch als Begrüßungsgeschenk.

Drücke Enter, um die Suche zu starten