Emil Nolde 1867 Nolde – 1956 Seebüll

Bauernhof, 1924

 

Provenienz, WVZ-Kunsthalle / Datenbank, Stand Oktober 2020

Elisabeth und Heinrich Bamberger, Frankfurt am Main (o. J.); Galerie Goldschmidt, Frankfurt am Main (o. J.);

Kunsthandlung Schumann, Frankfurt am Main (o. J.); Sammlung Geller, Neuss (o. J.); Kunsthaus Lempertz, Köln (o. J.);

Galerie Aenne Abels, Köln (o. J.); Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf (o. J.);

Kunsthalle Emden (seit 1986, Stftung durch Henri Nannen)

Provenienz, Stand Juni 2022

Galerie Ludwig Schames, Frankfurt a. M. (1925)

Sammlung Heinrich Bamberger, Frankfurt a. M. (seit vor 1930- ?, wahrscheinlich Ankauf von Galerie Ludwig Schames)

Kunsthandlung Wilhelm Schumann, Frankfurt a. M. (seit circa 1938/1940 oder 1942)

Sammlung Geller, Neuss (seit 1940 oder 1942, Ankauf von Kunsthandlung Wilhelm Schumann)

Lempertz Köln (1964)

Galerie Aenne Abels, Köln (seit frühestens 1964-1970)

Galerie Grosshennig, Düsseldorf (seit 1970-1979, Ankauf von Galerie Aenne Abels)

Sammlung Henri Nannen (seit 1979-1986, Ankauf von Galerie Grosshennig)

Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, Emden (seit 1986, Stiftung durch Henri Nannen)

 

Dieses Gemälde gehörte ursprünglich dem in Frankfurt am Main lebenden Ehepaar Heinrich und Elisabeth Bamberger, die es vor 1930 erworben hatten (Quelle: Nolde-Werkinventar von 1930). Heinrich Bamberger verstarb 1934.

Auf der Grundlage eines Dekrets vom April 1938, das eine Registrierung und Schätzung aller Vermögenswerte jüdischer Bürgerinnen und Bürger vorschrieb, wurde im November 1938 eine Liste über das Vermögen der Bambergs angefertigt (Vitrine). Bei dem Listeneintrag „1 Landschaft Haus unbezeichnet“ könnte es sich um Bauernhof gehandelt haben. Die Liste ist allerdings kein zweifelsfreier Beleg dafür, dass das Gemälde sich 1938 noch im Besitz der Bambergs befand. Im Gegensatz zu einem anderen auf der Liste vermerkten Bild („1 Seestück, Nolte (sic!)“) ist die Autorenschaft Noldes trotz Signatur nämlich bei „1 Landschaft Haus unbezeichnet“ nicht vermerkt, was zumindest Zweifel aufkommen lässt.

1940 oder 1942 verkaufte der Frankfurter Kunsthändler Wilhelm Schumann das Gemälde Bauernhof an eine Privatsammlung. Wie und wann das Bild in seinen Besitz kam, ist nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen. Vielleicht übernahm er es aus dem Bestand der Frankfurter Galerie Goldschmidt & Co. (Quelle: Prof. Dr. Martin Urban: Nolde-Werkverzeichnis). Dort hatte er bis zur Schließung 1936 und der Emigration der Familie Goldschmidt als Prokurist gearbeitet.

Möglicherweise wurde das Bild aber auch im Haus den Kantors der Westend Synagoge Siegfried Würzburger konfisziert, in dessen Keller Elisabeth Bamberger vor ihrer Emigration im Oktober 1940 Wertgegenstände eingelagert hatte. Das Ehepaar Würzburger wurde im Oktober 1941 nach Lodz deportiert. Ich Besitz wurde beschlagnahmt, wobei nicht über den Verbleib der eingelagerten Gegenstände bekannt ist.

Wilhelm Schumann war in den 1940er Jahren als Referent der Landesleitung der Reichskammer der Bildenden Künste im Gau Hessen-Nassau tätig und beteiligte sich zudem an der Begutachtung und Verwertung von Kunstobjekten, die von emigrierten oder deportierten Juden konfisziert worden waren (Quelle: Akten des Städelschen Kunstinstituts und der Städelschen Galerie).

Nach 1964 kam Bauernhof in den Besitz der Kölner Galerie Aenne Abels, 1970in die Galerie Grosshennig. Von dort erwarb Henri Nannen das Bild1979 und überführte es 1986 in seine Stiftung.

Elisabeth Bamberger und ihre Nachkommen suchten stetig nach dem Gemälde. 1994 trat die Familie brieflich in Kontakt zu Henri Nannen. 2001 intensivierten sich die Recherchen zur Vergangenheit des Gemäldes und der Austausch zwischen der Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo und dem Holocaust Claim Processing Office, New York, das von den Nachfahren mit der Vermittlung beauftragt worden war. 2002 einige man sich auf der Basis zweier unabhängiger Gutachten auf eine faire und gerechte Lösung in Gestalt einer Ausgleichszahlung. Der Verbleib des Werks in der Kunsthalle konnte durch die großzügige Unterstützung zahlreicher Förderer erreicht werden.

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