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Die Kunsthalle Emden sieht sich als Stiftung des privaten Rechts mit jährlicher finanzieller Förderung durch das Land Niedersachsen und die Stadt Emden in der öffentlichen Verpflichtung, die Besitzverhältnisse ihrer Kunstwerke genau zu kennen und kritisch zu prüfen. Vor diesem ethisch-moralischen Grundverständnis wurde im Dezember 2019 ein Projektantrag beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste zur systematischen Untersuchung der Gemälde, Plastiken und des Kunstgewerbes, die bis einschließlich 1945 entstanden sind, eingereicht. Das Projektziel war die möglichst lückenlose Klärung der Besitzwechsel, um Werke, die zwischen 1933 und 1945 NS-verfolgungsbedingt entzogen wurden, zu identifizieren und zu dokumentieren. Bei den Werken, bei denen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug festgestellt werden kann, sollten die Erben dieser ermittelt werden, um mit diesen eine gerechte und faire Lösung im Sinne der „Washingtoner Prinzipien“ zu finden. Die Kunsthalle Emden hat mit der Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste die “Washingtoner Prinzipien“ von 1998 anerkannt.
In dem durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt untersuchte die Kunsthalle Emden nun erstmalig systematisch ihre ca. 100 Werke der Klassischen Moderne aus den Bereichen Malerei, Plastik und Kunstgewerbe nach „verdächtigen“, „unklaren“ und „unproblematischen“ Provenienzen. Dazu wurden sämtliche Rückseiten der Gemälde fotografisch festgehalten und analysiert sowie anhand dessen die Erwerbsumstände mittels interner Quellenlage und extern in Archiven, im Kunsthandel oder im Kontakt mit Privatpersonen ergründet. Die von Henri Nannen zusammengetragene Sammlung ist vornehmlich ab Ende der 1970er Jahre im Kunsthandel erworben worden. Spätere Zustiftungen und Schenkungen wurden im Rahmen dieses Projekts ebenfalls überprüft.
Dr. Katharina Rüppell führte von 2020 bis 2022 die Provenienzforschung in diesem Sammlungsbestand durch. Nach Abschluss des Projekts wurden die Erkenntnisse veröffentlicht sowie Werke mit ungeklärten Provenienzen in die Lost Art-Datenbank eingepflegt. In einem Folgeprojekt ist die systematische Untersuchung der Provenienzen der Arbeiten auf Papier mit Entstehungsjahr bis einschließlich 1945 im Bestand der Kunsthalle Emden geplant. Die erläuternden Texte zur Abschlusspräsentation 2022 können nach wie vor hier nachgelesen werden (in deutscher und niederländischer Sprache).
Im Tagungsband zur Konferenz „Provenienzforschung zu Max Liebermann und seinem Netzwerk. Berichte aus der Praxis“ in Kooperation der Liebermann Villa am am Wannsee mit der Technischen Universität Berlin berichtet Dr. Katharina Rüppell über ihr Forschungsprojekt an der Kunsthalle Emden. Hier geht es direkt zu ihrem Beitrag VON BECKMANN BIS TRIMBORN – PROVENIENZFORSCHUNG AN DER KUNSTHALLE EMDEN.