METROPOLIS

In der futuristischen und hochtechnisierten Stadt Metropolis leben die Menschen der zwei Gesellschaftsschichten strikt voneinander getrennt: Während im Untergrund die Arbeiter unter schlimmsten Bedingungen die Maschinen am Laufen halten, vergnügt sich darüber die Oberschicht und frönt dem luxuriösen Leben. Die Revolutionärin Maria predigt den Arbeitern von der Ankunft eines "Mittlers zwischen Hirn und Händen". Um Aufstände zu verhindern, wird von der Obrigkeit der Erfinder Rotwang beauftragt, Marias Aussehen auf eine Mensch-Maschine zu übertragen, die an ihrer statt Einfluss auf die Arbeiter nehmen soll. Rotwang verkehrt die Pläne jedoch ins Gegenteil und lässt die künstliche Maria die Menschen so weit aufhetzen, dass sie ihre eigene Stadt zerstören. Erst als sie erkennen, dass sie damit ihre Kinder in Gefahr bringen, richtet sich ihre Wut gegen Maria alias die Mensch-Maschine. Mit Metropolis (1927) hat Fritz Lang eine noch nie dagewesene kinematografische Stadt-Dystopie geschaffen, in der neben der Klassengesellschaft und der Mensch-Maschine auch religiös-spirituelle Themen wie der Turmbau zu Babel anklingen.

Die soziale Frage war zu jener Zeit eines der großen Themen, die die Gesellschaft bewegten. So verwundert es nicht, dass auch in der bildenden Kunst Arbeiterkolonnen oder Scharen von Anzugträgern, die um Punkt 8 Uhr morgens zur Arbeit erscheinen müssen, thematisiert werden. Als Zeit des Umbruchs und des Aufbegehrens spielen sich viele Szenen wie die in Arthur Segals Der Redner (1912) ab. Einzelschicksale treten dort in der Menschenmasse zurück, die nur als mehrfarbige Flecken mit harten schwarzen Konturen dargestellt ist. Die Entindividualisierung einer gleichgeschalteten Masse überträgt Karl Hofer auf das Thema Tanz: Jegliche persönliche Merkmale oder individuelle Züge treten bei den Tiller Girls (vor 1927), einer bekannten Tanztruppe aus den Zwanzigerjahren, zugunsten einer schon beinahe maschinenhaften Choreografie in den Hintergrund. Rudolf Belling spitzt dieses Motiv zu, indem er den menschlichen Körper nur noch aus aneinandergesetzten Formen modelliert, die keinerlei Zuschreibung von Persönlichkeit oder Identität zulassen und ganz im Sinne der Mensch-Maschine bzw. der Erschaffung eines neuen Menschen stehen.

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Details zum Film:

Metropolis, 1927 (145 Minuten)
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou
Produktion: Erich Pommer
Produktionsfirma: Universum-Film AG (UFA), Berlin
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann
 

Besetzung:
Maria/Mensch-Maschine: Brigitte Helm
Freder Fredersen: Gustav Fröhlich
Joh Fredersen: Alfred Abel
der Erfinder Rotwang: Rudolf Klein-Rogge
der Schmale: Fritz Rasp
Josaphat: Theodor Loos
Arbeiter Nr. 11811 Georgy: Erwin Biswanger
der Wächter der Herz-Maschine Grot: Heinrich George

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