Einmal in der Woche treffen sich im Cube-Atelier der Malschule acht Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, die alle aus dem Kriegsgebiet der Ukraine nach Deutschland geflohen. Heute leben sie in Emden und Umgebung. In der Malwerkstatt mit dem schönen Namen "Vogelfarbennest" teilen sie miteinander die Freude am Malen und Gestalten.
Was tut den Kindern gut?
Die Werkstatt wurde im Juni 2022 von der Diplom-Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin Astrid Trinkner ins Leben gerufen. Sie ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule Emden-Leer, und hatte von 2000 bis 2013 bereits Werkstätten der Malschule geleitet. Gleich zu Beginn des Krieges fragte sie sich, in welcher Weise die geflüchteten Kinder in der aktuellen Situation Unterstützung erfahren können: was tut Kindern in solchen krisenhaften Zeiten gut?
Aufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrung als Sozialpädagogin in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere in der Begleitung von Kindern und deren Familien, wusste Astrid Trinkner, dass ein traumasensibles, künstlerisch-pädagogisches Angebot den Kindern Unterstützung geben könnte: „Die Werkstatt soll den Kindern zuerst einmal einen sicheren Ort in ihrem neuen Alltag geben. Nach der Flucht aus der krisenhaften Situation in ihrem Heimatland und den damit einhergehenden persönlich erfahrenen Erschütterungen der letzten Wochen sollen sie hier einen guten, wertschätzenden Rahmen des Ankommens vorfinden. Durch diese Atmosphäre und eine die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit vermittelt ihnen das Vogelfarbennest Ruhe und Schutz.“
Offene Ohren für die Idee
Trinkner wandte sich mit ihrer Idee an Claudia Ohmert, Leiterin der Malschule: „Ich bin froh, dass ich mit offenen Ohren für meine Idee empfangen worden bin, und dass wir sie gemeinsam umsetzen.“ Trinkners Konzept passte genau zu den Ansätzen, die auch der Kunst aktiv-Malschule wichtig sind: „Durch das künstlerische Erleben und Gestalten mit Farben und Formen entwickeln sich neue Bilder, die den Kindern wieder eine Form des Selber-gestalten-können ermöglichen. Die Freude am schöpferischen Tun kann also ein Selbstwirksamkeitsgefühl erzeugen.“ Trinkner ist wichtig, dass es sich dabei nicht um ein therapeutisches, sondern um ein künstlerisch-pädagogisches, stabilisierendes Angebot im Rahmen der Alltagsgestaltung handelt. Die schöpferische Aktivität und das gemeinsame Tun in der Gruppe werden damit in die Haltgebende Erstversorgung der Flüchtlingskinder in Emden mit eingebunden.
Birte Engelberts von der Hochschule Emden-Leer vermittelte eine interessierte Mutter als Übersetzerin und stellte den Kontakt zu einigen ukrainischen Familien her. Astrid Trinkner leitet die Werkstatt ehrenamtlich, die Teilnahme ist für die Kinder kostenlos. Kosten werden aus Spenden gedeckt, wie beispielsweise dem Spendenlauf der Hochschule oder einem Schnäppchenmarkt des Museumsshops. Derzeit ist diese Malwerkstatt mit neun Kindern ausgebucht, doch interessierte ukrainische Kinder können nach Absprache auch andere Angebote der Malschule besuchen.
Die Malschule unterstützen
Die Malschule hat eine Reihe von Möglichkeiten eingerichtet, um Menschen in schwierigen Lebenslagen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, beispielsweise durch Stipendien für Kinder und Jugendliche, deren Familien die Kursgebühren nicht tragen können. Wer diese und weitere Angebote der Malschule unterstützen möchte, kann mit einer Spende helfen: Bei der Überweisung mit dem Vermerk "Malschule Kunst aktiv" auf das Konto der Kunsthalle bei der Sparkasse Emden, IBAN DE89 2845 0000 0000 0455 59, SWIFT(BIC): BRLADE21EMD die eigene Anschrift angeben, so kann automatisch eine Bescheinigung über die steuerlich absetzbare Spenden zugesandt werden.