Kunstwerk des Monats: K. O. Götz, "Matador"

Elke Haan stellt das Kunstwerk des Monats vor: K. O. Götz (Karl Otto Götz), „Matador“, 1958, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 120 cm. Das Werk ist eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz und befindet sich seit 2015 im Bestand der Kunsthalle Emden.

Als der Maler  K. O. Götz (Aachen 1914 – 2017 Niederbreitbach-Wolfenacker) im Winter 1952 für seinen kleinen Sohn Kleisterfarben anrührte, fand er zufällig eine neue und unverwechselbare Maltechnik, die fortan seine Bilder bestimmen sollte, und es ihm ermöglichte, die Malgeschwindigkeit im Bild selbst sichtbar werden zu lassen. In einem ersten Schritt trägt er dünnflüssige Farbe – oftmals sind es Schwarz und Weiß – auf den am Boden liegenden Malgrund auf, um sie dann blitzschnell und schwungvoll mit verschieden großen Rakeln zu bearbeiten. Mit ihnen verschiebt K. O. Götz die Farbe, reißt sie auf; es entstehen Spuren, die in einem letzten Schritt nochmals mit einem trockenen Pinsel bearbeitet werden. Dynamischer Körpereinsatz und extreme Schnelligkeit sind grundlegend für diese Maltechnik. Zugrunde liegt den Arbeiten aber auch ein künstlerisches Bildkonzept, eine Planung: „Nach vorausgegangener Meditation eines einfachen Bildschemas – höchste Steigerung des subjektiven Ausdrucks durch die Schnelligkeit des Malvorgangs, um dadurch die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellungen zu sprengen“, so K. O. Götz. (In: Quadriga 1952-1972. Aquarelle. Zeichnungen. Gouachen. Galerie F.A.C. Prestel, Frankfurt 1972)

Die klassische Formen- und Zeichensprache löst sich in dieser informellen Malerei auf und mehrere Bedeutungsebenen öffnen sich: Matador, der spanische Stierkämpfer, der den Stier mit einem roten, geschwungenen Tuch reizt, ist eine Assoziation, die auch der Bildtitel hervorruft. Matador, genauer MGM-1 Matador, hieß aber auch ein von den US-Amerikanern 1949 entwickelter Marschflugkörper, der nukleare Sprengköpfe tragen konnte und während des Kalten Krieges auch in Deutschland stationiert war. Diese Deutungsebene wird noch untermauert durch die Tatsache, dass das Bild 1958 erstmals als der rechte Teil eines Triptychons ausgestellt wurde, das sich, so der Künstler, gegen den Atomkrieg wandte. Auch in späteren Werken bezieht sich K. O. Götz auf Zeitgeschehen oder historische Ereignisse, wie den Bombenangriff auf Dresden oder auf die Terroranschläge vom 11. September 2001.

K. O. Götz gilt als Hauptvertreter und als einer der Begründer des deutschen Informel: 1949 wurde er einziges deutsches Mitglied der Künstlergruppe CoBrA (1948–1951). 1959 nahm er an der documenta II teil. Von 1959 bis 1979 als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, mit Schülern wie Gerhard Richter, Sigmar Polke, Gotthard Graubner, ist er einer der einflussreichsten und bedeutendsten Künstler Deutschlands nach 1945. Er starb 2017 im Alter von 103 Jahren.

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