Die Malschule der Kunsthalle Emden ist in der Satzung der Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo verankert, die die Kunsthalle trägt. Damit ist die Stiftung auch für die Finanzierung der Malschule zuständig. Fragen dazu an Michael Kühn, bis Sommer 2024 kaufmännischer Direktor und Vorstandsvorsitzender der Kunsthalle.
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Im Jahr 2023 feierte die Malschule ihr 40jähriges Bestehen - ein großer Erfolg. Doch muss die Stiftung, die immer wieder um ihre Finanzierung kämpft, die Malschule wirklich tragen, oder könnte sie an dieser Stelle nicht auch viel Geld sparen?
Kulturelle Bildung ist eine wesentliche Satzungsaufgabe unserer Stiftung und kann aus diesem Grund gar nicht herausgelöst werden. Die Malschule kommt unmittelbar und direkt den Emderinnen und Emdern zugute – so wie die Gründer es sich wünschten. Aber wir prüfen laufend, wo wir den Betrieb verbessern oder anpassen können, um diese Aufgabe bestmöglich zu verfolgen. Beispielsweise fusionierte die Malschule schon vor einigen Jahren mit der Museumspädagogik zum Bereich Kunst aktiv, um Synergie-Effekte zu nutzen. Die Kurse selbst finanzieren sich durch die Beiträge. Wir haben eine überaus große Nachfrage, inzwischen gibt es sogar Wartelisten für die meisten Angebote. Zudem haben wir die Stiftung Kunst aktiv gegründet, um gezielt diesen Bereich unterstützen.
Ist es angesichts der angespannten Situation für Freundinnen und Freunde des Hauses überhaupt sinnvoll, gezielt die Malschule bzw. die Kunstvermittlung zu fördern, oder sollten Kunstfreunde nicht besser direkt die Kunsthalle unterstützen?
Zweckgebundene Spenden oder Spenden für die Stiftung Kunst aktiv sind sehr wohl sinnvoll. Sie unterstützen sowohl das persönliche Anliegen der Förderinnen und Förderer als auch gleichzeitig die Kunsthalle, weil sie diese dann in Bereichen entlastet. So hat die Geburtstagsspende von Eske Nannen ein Volontariat gefördert, das neben anderen Aufgaben auch für Angebote und Aktivitäten im Museum zur Verfügung stand. Das Ganze ist untrennbar: Alle Abteilungen und Projekte erfüllen gemeinsam die Satzungsaufgaben. Gleichwohl ist es natürlich Sache der Spenderin und des Spenders, ob man lieber eine Ausstellung, die Vermittlung zur Ausstellung oder direkt zum Beispiel das Stipendiensystem in der Malschule unterstützen möchte. Über diese Möglichkeit können nämlich auch Menschen an den Angeboten teilnehmen, die sich das eigentlich nicht leisten können.
Das Jahr 2023 wird allgemein als ein Jahr „nach Corona“ angesehen. Hat die Pandemie-Zeit nachhaltige Veränderungen oder Herausforderungen für die Kunsthalle gebracht?
Ja, leider durchaus. Einige Förderer setzen seither ihre Schwerpunkte anders. Zudem wird es schwieriger, Förderung für besonders große Projekte zu gewinnen. Die Besucherzahlen sind noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau, entwickeln sich aber in die richtige Richtung. Allerdings schauen wir mit etwas Sorge auf die öffentlichen Kassen. Nach Corona und den diversen Krisen ist es für sie ja inzwischen nochmals schwieriger geworden. Leider wird die Schere zwischen der allgemeinen Kostensteigerung aufgrund der jüngsten Entwicklungen und der Festbetragsförderung immer größer. Kultur trägt sich ja nur in den wenigsten Fällen selber. Ohne öffentliche Zuschüsse geht es nicht!
Täglich lesen wir vom Fachkräfte-Mangel. Hat da Problem auch schon die Kunsthalle erreicht?
Unser Team ist gut besetzt, aber beispielsweise bei den Honorarkräften für Führungen und Werkstätten oder auch Aushilfen und Mini-Jobber in der Aufsicht sind wir immer wieder auf der Suche, vor allem in Ferienzeiten. Interessierte können gern auf der Website unter Ausschreibungen nachschauen oder sich direkt erkundigen. Es ist auf jeden Fall nicht mehr so leicht wie vor 10 oder 15 Jahren, geeignete und motivierte Menschen zu finden. Man muss manchmal einfach mehr Geduld haben.