Der Maler Hanns Ludwig Katz

Hanns Ludwig Katz, Selbstbildnis, 1917. Kunsthalle Emden

Der Maler Hanns Ludwig Katz

Die Ausstellung "Welt aus den Fugen" (9.10.2021 bis 30.1.2022) stellt mit Josef Scharl (1896-1954), Hanns Ludwig Katz (1892-1940) und Franz Radziwill (1895-1983) drei Künstler einer Generation vor: sie alle wurden in den 1890er Jahren geboren, doch ihre Lebenswege hätten kaum unterschiedlicher verlaufen können. Die Kunsthalle Emden verfügt über die größten institutionellen Werkbestände der Maler Scharl und Katz, auch Radziwill ist mit einer Vielzahl von Werken in der Sammlung vertreten. Nach Josef Scharl stellen uns Samira Kleinschmidt heute den zweiten der drei Künstler vor: Hanns Ludwig Katz.

Hanns Ludwig Katz verbrachte seine Kindheit und Jugend in Karlsruhe, wo er eine humanistische Bildung und musische Förderung erhielt. Nach dem Abitur unternahm er ausgedehnte Studienreisen und schrieb sich bald darauf in verschiedene Studiengänge ein. Der überzeugte Pazifist Katz konnte durch kurzfristige Wechsel seines Studienortes Nachmusterungen entgehen, die ihn trotz einer Lungenkrankheit an die Front gebracht hätten. Er war engagierter Sozialist, sympathisierte unter anderem mit einer deutsch-jüdischen Gruppe um Gustav Landauer in München und legte Hoffnung in die Münchner Räterepublik.

Katz' politische Haltung durchzog viele Aspekte seines Lebens. So war ihm wichtig, soziale Räume der Begegnung und des Austausches zu schaffen. Nach seinem Umzug nach Frankfurt am Main 1920 waren dies das gesellschaftliche Engagement des von ihm mitbegründeten Weißbindergeschäfts sowie Soiréen und Konzerte in seinem Haus. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 stellte für den jüdischen Künstler Katz und dessen Frau Franziska eine außerordentliche Gefahr dar. Franziska verstarb ein Jahr später, was Katz nachhaltig erschütterte. Dennoch führte er das Geschäft trotz enormer Einbußen weiter, engagierte sich im Kulturbund Deutscher Juden Bezirk Rhein-Main und plante ein Siedlungsprojekt in Jugoslawien. Doch im Oktober 1936 emigrierte er und ging ins Exil nach Südafrika. Dort wendete er sich vermehrt dem Aquarell zu und arbeitete weiterhin als Weißbinder. Katz erlebte im Gegensatz zu Scharl und Radziwill das Ende des Zweiten Weltkriegs und den Zusammenbruch des Nationalsozialismus nicht. Er verstarb vier Jahre nach der Emigration im Alter von 48 Jahren.

Als künstlerische Position nimmt das Œuvre von Hanns Ludwig Katz eine Sonderstellung ein. Verschiedene Einflüsse haben seine Tätigkeit als Künstler bestimmt. So ist beispielsweise seine Zeit an einer freien Kunstschule in Paris wie auch ein kurzer Studienaufenthalt im Atelier von Henri Matisse zu nennen, weiter seine Auseinandersetzung mit dem deutschen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Auch die von ihm rezipierte Relativitätstheorie fand ihren Niederschlag in seinen kunsttheoretischen Überlegungen. Für Katz war die Farb- und Formgestalt der Dreh- und Angelpunkt des bildnerischen Ausdrucks.

Ich bitte darum, Farben und Formen in Ruhe und ohne Hast ›aussagen‹ zu lassen. Denn: Durch jede dieser Erkenntnisse wird ein Organ der Seele in Schwingungen versetzt und gereinigt, das unter anderer Beschäftigung erblindet und verloren geht, und doch ist an dessen Erhaltung mehr gelegen als an tausend Augen: denn allein durch dieses wird die Wahrheit gesehen.

Hanns Ludwig Katz in einer Ausstellungsankündigung, 1935

Die ausführliche Biographie, weitere Beiträge und Abbildungen zu Hanns Ludwig Katz sowie zu den anderen beiden Künstlern finden Sie in dem Begleitbuch zur Ausstellung "Welt aus den Fugen".Der Katalog erscheint als Band #01 in der Schriftenreihe Hinter dem Rahmen, herausgegeben von Lisa Felicitas Mattheis und Samira Kleinschmidt für die Kunsthalle Emden. Mit Texten von Samira Kleinschmidt, Olaf Peters, Paula Schwerdtfeger und Nora Stölten, Vorwort von Lisa Felicitas Mattheis. Softcover 24 x 17 cm, Deutsch, 128 Seiten, 79 Farbabb. ISBN: 978-3-935414-56-2. Preis an der Museumskasse 17,90 €, auch im Online-Shop erhältlich. 

Abbildung ganz oben: Hanns Ludwig Katz, Selbstbildnis, 1917, Öl auf Sperrholz, 38,5 x 34,2 cm. Kunsthalle Emden

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