Der Maler Franz Radziwill

Selbstporträt des Malers Franz Radziwill aus dem Jahr 1944. Es ist eine Dauerleihgabe der Claus-Hüppe-Stiftung an die Kunsthalle Emden.t

Der Maler Franz Radziwill

Die Ausstellung "Welt aus den Fugen" (9.10.2021  bis 30.1.2022) stellt mit Josef Scharl (1896-1954), Hanns Ludwig Katz (1892-1940) und Franz Radziwill (1895-1983) drei Künstler einer Generation vor: sie alle wurden in den 1890er Jahren geboren, doch ihre Lebenswege hätten kaum unterschiedlicher verlaufen können. Samira Kleinschmidt stellte uns bereits in vorangegangenen Beiträgen Scharl und Katz vor. Heute folgt die Biographie des letzten der drei Maler: Franz Radziwill.

Johann Franz Wilhelm Eduard Radziwill wurde 1895 in Strohausen bei Rodenkirchen geboren und starb 1983 in Wilhelmshaven.Er verbrachte seine Jugend und Lehrzeit in Bremen. Er absolvierte eine Maurerlehre, arbeitet jedoch nur ein halbes Jahr lang in diesem Beruf. Nachdem er aus dem Ersten Weltkrieg als Sanitätssoldat aus britischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, fasste er den Entschluss, Maler zu werden und arbeitete zunächst im Medium der Druckgrafik. Radziwill verkehrte mit den Expressionistinnen und Expressionisten in Norddeutschland, wandte sich jedoch Anfang der 1920er Jahren stärker der realistischen Malerei zu. Er war Mitglied in wichtigen Gruppierungen und stellte mit wachsendem Erfolg aus. 1933 trat er der NSDAP und neigte dabei dem ‚linken Flügel‘ zu. Er profitierte von den Entlassungen an den Kunstakademien und wurde 1933 als Professor für Malerei an die Düsseldorfer Akademie berufen. Bald darauf wurde er jedoch wegen seines expressionistischen Frühwerks denunziert und 1935 entlassen. Zeitweise erhielt er Ausstellungsverbote, einige Werke von ihm wurden zerstört und diffamiert. Dennoch konnte er ohne Unterbrechungen künstlerisch tätig bleiben, und schon 1946, kurz nach Kriegsende, konnte Radziwill in Oldenburg nach Kriegsende wieder ausstellen. 1949 wurde er im Entnazifizierungsverfahren als „entlastet“ kategorisiert. Er setzte sich zeitlebens für Naturschutz ein, malte bis ins hohe Alter und erlebte 1981 zwei Jahre vor seinem Tod die erste große Retrospektive seines Œuvres.

Man kann Radziwill als Zeugen des 20. Jahrhunderts sowie als Kind einer ereignisreichen Zeit gleichermaßen in den Blick nehmen. Er führt in seinen Gemälden surreal anmutende Bildwelten mit altmeisterlich lasierendem Farbauftrag zusammen. In seinem Werk, das dem Magischen Realismus und bisweilen der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden kann, finden sich vorwiegend Porträts, Landschaften und Stillleben. Alltägliches findet sich in teilweise naturalistischer Präzision, jedoch verklärter Zusammenstellung der Bildmotive wieder. Verschiedene Bilder übermalte Radziwill ab den 1950ern teilweise mehrfach und änderte Bildkonzeptionen dadurch nachhaltig.

Die ausführliche Biographie, weitere Beiträge und Abbildungen zu Franz Radziwill sowie zu den anderen beiden Künstlern finden Sie in dem Begleitbuch zur Ausstellung "Welt aus den Fugen".Der Katalog erscheint als Band #01 in der Schriftenreihe Hinter dem Rahmen, herausgegeben von Lisa Felicitas Mattheis und Samira Kleinschmidt für die Kunsthalle Emden. Mit Texten von Samira Kleinschmidt, Olaf Peters, Paula Schwerdtfeger und Nora Stölten, Vorwort von Lisa Felicitas Mattheis. Softcover 24 x 17 cm, Deutsch, 128 Seiten, 79 Farbabb. ISBN: 978-3-935414-56-2. Preis an der Museumskasse 17,90 €, auch im Online-Shop erhältlich. 

Abb. ganz oben: Franz Radziwill, Selbstbildnis, 1944. Kunsthalle Emden – Dauerleihgabe der Claus Hüppe-Stiftung. Kunsthalle Emden © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Drücke Enter, um die Suche zu starten