Warum eine Malschule in Emden Eske Nannen

Eske Nannen 2006 mit Malschulkindern

Warum eine Malschule in Emden Eske Nannen

Warum eine Malschule in Emden?

Eske Nannen hat mit Henri Nannen die Kunsthalle gegründet, viele Jahre die Geschäfte der Kunsthalle geführt, die Stiftung Kunst aktiv gegründet und noch vieles mehr bewegt. Aber als Erstes war sie "die Mutter der Malschule". Ein Gespräch anlässlich des 40jährigen Jubiläums.

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Dass Sie die Malschule 1983 gegründet haben, ist bekannt. Aber wie kam es eigentlich dazu?

Die Idee mit der Malschule entstand durch meinen Sohn Bernd. Damals lebten wir noch in Berlin und er malte sehr viel. Und wenn wir unterwegs waren und etwas passierte, ein Unfall war auch mal dabei, dann malte er das, um es irgendwie zu verarbeiten. Das fand ich toll und dachte mir: das ist ein Talent, das muss man fördern! Dabei dachte ich gleich auch an Museen. Also bin ich in die Berliner Nationalgalerie gegangen und habe den damaligen Direktor Dieter Honisch gefragt, ob man dort Malkurse für Kinder einrichten könnte. Er fand das ganz toll und sagte: Ja, das machen wir. Dann aber kamen die deutschen Formalitäten: Wir brauchen kleine Waschbecken, wir brauchen kleine Toiletten. Und dafür fehlte dort das Geld. Diese Idee habe ich dann immer mir herumgetragen und mir gesagt: Das mache ich dann in Emden. Und so kam es: als die Kunsthalle 1986 öffnete, gab es das Malschul-Angebot schon drei Jahre, damals in Trägerschaft der Ludolf Backhuysen Gesellschaft.

Seit 1991 steht der Malschule nun ein eigenes Gebäude mit insgesamt 350 Quadratmetern Werkstätten und Ateliers zur Verfügung. Wie wichtig ist diese Infrastruktur?

Inzwischen sind die Möglichkeiten sogar noch erweitert worden durch eigene Räume im Museum, ein Freiluftatelier und eine Container-Werkstatt für die Bildhauerei. Derzeit gibt es 43 Werkstätten, wie bei uns die Kurse heißen, mit wöchentlich 250 Teilnehmenden. Von den jüngsten (2 Jahre) bis zu den ältesten (86 Jahre) Teilnehmerinnen und Teilnehmern können hier alle in einer richtig schönen, anregenden Atmosphäre mit professioneller Ausstattung arbeiten. Das vermittelt auch den Stellenwert und die Wertschätzung, die wir als Museum diesem Bereich beimessen.

Die Verbindung von Malschule und Kunsthalle ist unser besonderes Gesamtkonzept hier in Emden. Die Menschen aus Stadt und Region, aber auch Gäste von außerhalb, die hier Wochenend-Workshops und Kurse belegen, können sich direkt von den Originalen der großen Kunst inspirieren lassen und dann selbst schöpferisch tätig werden. Von diesem Ansatz bin ich vollkommen überzeugt und wünschte mir, dass es solche Räume und Angebote irgendwann in allen Museen gibt. Wir haben diese Aufgabe im Satzungszweck unserer Stiftung fest verankert.

Wer früh mit der Kunst in Berührung kommt, der geht gestärkt durchs Leben

Eske Nannen

Die Malschule hat eine ständig steigende Nachfrage mit Wartelisten. Teil des Konzepts ist aber, dass vor allem künstlerisch aktive Personen, professionelle Gestalter und Künstlerinnen oder auch therapeutische Fachkräfte die Werkstätten leiten. Gibt es denn genug davon in Emden?

Schon von Anfang an waren viele Künstler und Künstlerinnen der Region an Bord. Natürlich sind wir ständig auf der Suche und freuen uns über jeden neuen Kontakt. Aber hier leben tatsächlich mehr Kreative, als man es, beispielsweise von einer Metropole aus gesehen, denken würde. Und das tolle Kunst-aktiv-Team, übrigens auch schon unter den früheren Leitern Katharina Schultz und Engelbert Sommer und in Leer Gisela Klosse, ist sehr rührig und pflegt dieses kreative Netzwerk aktiv.

Inzwischen haben Generationen vor allem junger Menschen die Malschule besucht. Würden Sie aus heutiger Sicht sagen, dass die Malschule ein Erfolg ist?

Absolut, so schwierig die finanzielle Situation auch immer war. Aber die Arbeit der Malschule ist eine Investition in die Menschen, eine Bereicherung, die der Einzelne positiv erlebt, die aber auch in die Gesellschaft ausstrahlt. Mein Credo lautet: Kinder, die früh mit Kunst in Berührung kommen, gehen gestärkt durchs Leben. Und nicht nur sie selbst profitieren, ich glaube, die Kreativität, die sie hier entwickeln, wirkt auch auf ihr Umfeld, in die Familien und in den Beruf. Unser früherer Malschulleiter Engelbert Sommer zitierte dazu einmal Berthold Brecht: „Alle Künste tragen bei zur größten aller Künste, der Lebenskunst.“ 

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