Austin Eddy (*1986 in Boston, lebt und arbeitet in Brooklyn, New York) setzt sich mit den Ausprägungen der modernen Malerei zwischen Abstraktion und Figuration auseinander. Im Dialog mit der klassischen Moderne wie auch Inspirationen aus Comics, Plattencovern, Volkskunst, Musik und Poesie folgend, erschafft er eine eigene Ikonografie, die vielschichtige Deutungsmöglichkeiten öffnet. Immer wiederkehrende Motive in variierenden Farben und Kompositionen erzeugen ein serielles Spiel, das die Grenze zwischen Naturdarstellung und Abstraktion hinterfragt.
Seit seinem Abschluss 2010 an The School of the Art Institute Chicago ist das Werk von Austin Eddy - Malerei, Skulptur, Zeichnung, Druckgrafik - in zahlreichen Ausstellungen in USA und Europa zu sehen.
Die Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Figuration und Abstraktion. Wiederkehrende Motive in seinen Arbeiten sind Fische, Vögel und Blumen. Diese müssen nicht zwingend als Objekt selbst, sondern können als Form, Metapher oder Symbol gelesen werden. Damit ermöglicht der Künstler einen direkten Zugang zu seinen Werken und öffnet gleichzeitig eine Vielzahl an Interpretationsräumen. In seinen Gemälden dominieren Fläche, Form und Farbe.
Austin Eddy begreift seine Arbeit als ungegenständlich, bezieht sich allerdings auf weltliche Mittel, um abstrakte Gedanken oder Zustände zu formulieren. Diese poetische Herangehensweise spiegelt sich auch im Titel der Ausstellung wider. Mit Sea Song zollt der Künstler zum einen eine Hommage an das Meer, zum anderen drückt sich darin seine grundlegende Haltung in Bezug auf seine Kunstproduktion aus. Denn Austin Eddy vergleicht seine Werke oftmals mit Gedichten, wobei ein Lied (englisch „song“) eng verwandt ist mit der Lyrik. Durch Verdichtung, Wiederholung und stimmungsvolle Farbkombinationen ergibt sich eine pointierte Mehrdeutigkeit. In der Ausstellung werden die einzelnen Arbeiten des Künstlers zu einem Zusammenklang, sodass sich neue Assoziationen ergeben.
Den Bezug zum Meer umschreibt der Künstler so:
„Es bringt Leben an Land, es bringt Leben in seinen Tiefen hervor, es ist ein Ort des Ursprungs. Und in gewisser Weise enden alle Dinge wieder im Meer... im Wasser, weggeschwemmt, nachdem sie abgelaufen sind oder von der Zeit oder dem Wasser in irgendeiner Form erodiert wurden.“
(Austin Eddy)
Wie das Meer sind auch die Zeit und das Leben ständigen Veränderungen ausgesetzt, alles bewegt sich immer weiter voran. Als Menschen sind wir diesen Dimensionen ausgeliefert, kommen mit ihnen in Kontakt und nehmen Erinnerungen mit uns. Austin Eddy sieht darin eine enge Verknüpfung zu seinen Werken: Betrachterinnen und Betrachter konstruieren beim Betrachten eigene Wahrheiten, die auf ihren Erfahrungen beruhen. Wenngleich die Arbeiten oftmals einen autobiografischen Charakter innehaben – sie sind oftmals von Begegnungen und Momenten des eigenen Lebens inspiriert –, werden individuelle Zuschreibungen bewusst offengelassen und erst in der Betrachtererspektive erschließen sich konkrete Bedeutungsebenen.
Inspiration findet der Künstler in amerikanischer Folk Art, der handwerklichen Kunst des Quiltings, in Design oder aber in Comics, die er im Dialog mit dem Kubismus oder der Hard Edge Malerei gegenliest, darunter vor allem Künstler wie Henri Matisse, Pablo Picasso, Hans Arp, Constantin Brâncuși und Joan Miró. Formen und Muster kombiniert der US-amerikanische Künstler zu immer neuen Kompositionen, während wiederkehrende Elemente und Motive den Arbeiten gleichzeitig etwas Serielles verleihen. So entstehen mal Harmonie, mal Spannung.
Austin Eddy wurde 1986 in Boston Massachusetts geboren. Er studierte Malerei an der School of the Art Institute of Chicago, Illinois. Der Künstler lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Nach zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vor allem in den USA, werden seine Arbeiten in den letzten Jahren verstärkt auch in Europa ausgestellt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Emden ist die erste museale Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland. Mit Sea Song widmet die Kunsthalle Emden somit erneut einer international beachteten, jungen künstlerischen Position eine Ausstellung im zentralen Atrium und knüpft damit an den aktuellen Malerei-Diskurs an.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Knust Kunz Gallery Editions realisiert. Zur Ausstellung erscheint ein kleiner Katalog mit Texten von Marike Klaaßen und Lisa Felicitas Mattheis – erhältlich im Museumsshop der Kunsthalle Emden
Abbildung: Austin Eddy, Sunset at The Schooner Wharf, 2024 © Austin Eddy, Courtesy the artist and Knust Kunz Gallery Editions