EXPRESSIONISMUS. unverstanden, angegriffen, gefeiert

Der Expressionismus gilt heute als Publikumsmagnet und nicht selten gehören die ausdrucksstarken und farbintensiven Werke zu den Lieblingswerken der Museumsbesucherinnen und -besucher. Doch dem war nicht immer so. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als erste expressionistische Tendenzen sichtbar wurden, wurden die Künstlerinnen und Künstler missverstanden und angefeindet. Selbst von Vertretern des Impressionismus, die nur wenige Jahre zuvor ebenfalls um Anerkennung ringen mussten, wurden sie kritisiert. Die neue »Ausdruckskunst« beschwor zahlreiche Debatten herauf – vom Bremer Künstlerstreit, der weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus ausgetragen wurde, bis hin zur Expressionismusdebatte unter den Nationalsozialisten. Obwohl die nationalsozialistische Kulturpolitik zu Beginn noch unscharf war und es Fürsprecher für den Expressionismus als »deutsche« Kunst gab, wurde er nur kurze Zeit später endgültig als entartet diffamiert und in Schandausstellungen vorgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich schließlich, den Expressionismus zu rehabilitieren und Wiedergutmachung zu leisten – allem voran auf der ersten Documenta 1955 in Kassel. Auf der zweiten Documenta vier Jahre später wurde er schließlich als einer der wichtigsten »Wegbereiter des Jahrhunderts« gefeiert. Zwar konzentrierte sich diese Ausstellung auf die Kunst nach 1945, doch sei diese »nicht losgelöst zu denken von den allgemeinen Argumenten und persönlichen Entwürfen, die seit dem Beginn des Jahrhunderts die bildende Kunst in Bewegung gebracht […] haben«, schrieb Werner Haftmann im einführenden Text des Katalogs zur zweiten Documenta.

Diese Ausstellung zeigt Werke aus dem Bestand der Kunsthalle Emden von den Anfängen des Expressionismus bis in die 1990er Jahre. Vertreterinnen und Vertreter der beiden wichtigen Gruppierungen des Expressionismus, der Künstlergruppe Brücke und des Kreises um den Blauen Reiter, sowie Einzelpositionen geben zunächst einen Eindruck über die Vielfalt des Expressionismus. Anschließend wird eine Auswahl jener Künstlerinnen und Künstler gezeigt, deren Werke von den Nationalsozialisten als entartet eingestuft wurden. Im weiteren Verlauf der Ausstellung wird die Rehabilitierung des Expressionismus nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen, um daran anschließend jene Werke der jüngeren Kunstproduktion zu präsentieren, die unter anderem den Expressionismus zum Vorbild haben.

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