Das Gesicht der Kunsthalle: Renate Buschmann

Renate Buschmann mit Angela Merkel

Das Gesicht der Kunsthalle: Renate Buschmann

Renate Buschmann war vom allerersten Tag an dabei und als „die Dame an der Kasse“ für viele Gäste das Gesicht der Kunsthalle. Auch im Ruhestand hat sie noch einige Stunden mitgearbeitet. Erst im Corona-Jahr 2020 nahm sie offiziell Abschied vom Team.

Können Sie sich noch an den Eröffnungstag 3.10.1986 erinnern?

Oh ja! Ich war an dem Morgen allein in der Kunsthalle, nur mit zwei Aufsichtskräften. Ein Herr war uns vom Landesmuseum als Aufsicht überlassen worden, denn wir hatten noch gar keine eigenen Mitarbeiterinnen. So warteten wir im stillen Haus auf die große Gästeschar, die von der Eröffnungsfeier im Neuen Theater zu Fuß herüberkommen sollten. Irgendwann kam sie, es war plötzlich ein Riesentrubel. Ich erinnere mich noch daran, dass der ehemalige Minister Karl Schiller irgendwann an die Kasse kam und sagte: „Der Herr Nannen, der kokettiert immer mit seinen Franz-Marc-Bildern, aber ich habe nicht eines gesehen!“ Daraufhin bin ich mit ihm die Treppe hinauf in die Ausstellung gegangen und hab ihm die „Blauen Fohlen“ gezeigt. Da sagte er: „Tatsächlich! Hat er also doch nicht gelogen!“

Wie erinnern Sie sich an den Museumsgründer Henri Nannen?

Ich hatte immer einen großen Respekt vor ihm und hab ihn schon fast ehrfürchtig bewundert. Aber wir haben auch gescherzt und er war menschlich und nahbar. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich erstmals einen selbstgestrickten royalblauen Pullover trug. Nannen liebte die Farbe Blau und sprach mich sofort darauf an. In dem Augenblick kam Ina Wagner, die Redakteurin der Emder Zeitung, durch die Tür, sie hatte wohl einen Termin mit ihm. Da zog er sie erstmal an die Kasse und sagte ganz ungläubig: „Frau Wagner, schauen Sie nur! Diesen Pullover hat die Frau selbst gestrickt!“ So normal konnte er sein. Und es war vor allem die Farbe Blau, die ihn einfach begeisterte.

Wie erging es Ihnen am Anfang?

Diese ganze Museumswelt war für mich absolutes Neuland, ich war zu Beginn arg nervös. Aber die Besucher waren immer sehr freundlich und haben mir den Einstieg leichtgemacht. Mit der Zeit habe ich mir viel über die Sammlung und über Kunst angelesen. Immer wieder studierte ich die Postkarten der Werke, damit ich Auskünfte über unseren Bestand geben konnte. Durch meine Tätigkeit an der Museumskasse hab ich wirklich Zugang zur Kunst bekommen. Ich habe meinen Job immer mit Begeisterung gemacht, er hat mir persönlich viel gegeben. Irgendwann kannte ich die häufiger wiederkehrenden Besucher und sie kannten mich, das war sehr schön. Gerade auch die Niederländer waren immer sehr nett.

Was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Richtig toll fand ich, dass wir im Jahr 2000 einen Audioführer für Kinder einführten. Ich erinnere mich an ein Elternpaar mit einem Jungen, der offensichtlich nur sehr widerwillig mit ins Museum kam. Dem hab ich den Audioführer für Kinder in die Hand gedrückt und gesagt: Du musst gar nicht mit Deinen Eltern mitlaufen und Dich unterhalten. Hiermit kannst Du kannst ganz für Dich allein durchs Haus gehen. Nach einer Stunde kamen die Eltern zurück ins Foyer. Als er nach einer Ewigkeit ebenfalls wieder auftauchte, sagte er kaum etwas. Doch als die Eltern schon draußen waren, dreht er sich an der Tür zu mir um und sagte: „Du, das war echt cool!“

Und wie war das mit Frau Merkel?

Oh ja, ich erinnere mich gut! Wir standen gemeinsam hinter der Kasse, sie schaute sich alles an und sagte dann zu mir: „Was haben Sie doch für einen schönen Arbeitsplatz!“

Kommen Sie ab und zu nochmal in die Kunsthalle?

Ja, ich bin jetzt in einer Gruppe von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aktiv. Wir sorgen beispielsweise für das Eintüten und den Versand der Einladungen an die „Freunde der Kunsthalle“. Aber im Moment ist das alles leider sehr schwierig. Ich freue mich, wenn es sich wieder ändert und ich in die Kunsthalle gehen kann.

 

Das Gespräch führte Ilka Erdwiens

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