Kunstwerk des Monats: Gunter Damisch, "Gelbes Schneckenfeld"

„Gelbes Schneckenfeld“ (1988) heißt das mit den Maßen 200x240 cm sehr große Bild des österreichischen Künstlers Gunter Damisch.Elke Haan stellt das Werk vor.

Dieses Gemälde vermag, den Betrachter in freundlich-fröhliche Heiterkeit, Optimismus und Entdeckerlaune zu versetzen. Aus der pastosen Farbfläche des sonnig-leuchtenden Gelbs taucht die stark vereinfachte Form einer Schnecke auf: Ineinander liegende, unregelmäßige Kreise stehen für das Schneckenhaus, aus dem der Kopf mit den zwei typischen Hörnern ragt. Ihre dunklen, purpurrot-blauen Linien stehen im Farbkontrast zum gelben Feld, auf dem sie sich bewegt. Weiße, mit Rot und Blau gesprenkelte Schleimspuren ziehen sich wellenförmig um sie herum und über die Leinwand. Der Betrachter verfolgt die Spur der Schnecke und setzt sie gedanklich fort, wobei die Zeit des Weges der Schnecke eine sehr langsame ist. Ein Schneckentempo eben. Die vierte Dimension, die Zeit, wird so sinnlich veranschaulicht.

Der Maßstab des Dargestellten ist stark vergrößert und ein Spiel mit den räumlichen Dimensionen. Hätte der Maler uns nicht mit dem Titel einen Hinweis gegeben, könnten wir auch einen kosmischen Spiralnebel sehen, eine Baumrinde mit Astloch oder eine geografische Landschaft aus der Luftperspektive. Dieses Spiel mit kleiner Welt ganz groß und umgekehrt, zeigt sich auch in den Werktiteln von Damischs Kunst, die sich fast alle aus sprechenden Begriffen aus Farben, Botanik und Geografie zusammensetzen: „Aus dem Weltengarten“, Blauweltweghimmel“, „Purpurweltweg“ sind Titel weiterer Werke des Künstlers aus dem Besitz der Kunsthalle. Damisch Bilder sind Weltenlandschaften, ausgezeichnet durch eine „Simultanität von panoramatischer Weite und minutiöser Kleinteiligkeit"(1). Dabei spielt die Farbe eine bedeutende Rolle. Wie van Goghs Sonnenblumenbilder oder Sternennächte verweisen sie auf eine universell-zeitlose Ebene.

Gunter Damisch wurde 1958 in Steyr in Österreich geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo er Meisterschüler von Arnulf Rainer war und ab 1988 eine Professur inne hatte. Mit seiner figurativen bis abstrakten, farbenprächtigen Malerei gehört er zur Nachfolgegeneration der Neuen Wilden. 1990 war Damisch der jüngste Künstler der Ausstellung „Am Anfang war das Bild“ in der Kunsthalle Emden, anlässlich derer die Freunde der Kunsthalle e.V. das „Gelbe Schneckenfeld“ ankauften.  

(1) Rainer Metzger: Das Alles malen. Zu den Bildwelten von Gunter Damisch.

 

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