Aus der Restaurierungswerkstatt: Asger Jorns "Der heilige Froschmann"

Noch bis 12. Mai 2024 ist unsere aktuelle Ausstellung BILDER WIE ENERGIEMASCHINEN. Otto van de Loo zum Hundertsten zu sehen, mit der wir unseren dritten großen Stifter würdigen. Der Name Otto van de Loo ist unweigerlich mit dem dänischen Künstler Asger Jorn verbunden. Die beiden verband ein intensiver Austausch und eine lebenslange Freundschaft. Insgesamt 15 Arbeiten Jorns sind durch die Schenkung Otto van de Loo in den Bestand der Kunsthalle gelangt, sodass Emden über eines der größten Konvolute an Jorn Werken in einem deutschen Museum verfügt.  Viele der Gemälde Asger Jorns sind sogar in München im Hause van de Loo entstanden, wie auch die Arbeit Der heilige Froschmann, die nun von Cathrine Frisch-Branderup umfassend restauriert wurde. Cathrine Frisch-Branderup studiert Kunsttechnologie, Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut an der HfbK Dresden und hat in der Kunsthalle Emden ein sechswöchiges Praktikum absolviert.

Im Rahmen meines Studiums durfte ich ein sechswöchiges Praktikum in der Kunsthalle Emden verbringen und mich intensiv mit Asger Jorns Gemälde Der heilige Froschmann auseinandersetzen. Dieses war für einen längeren Zeitraum von Notsicherungen bedeckt, da Bereiche in der Malschicht nicht mehr ausreichend mit der Leinwand verbunden waren. Nun wurde es umfassend gefestigt und konserviert. [Abb. 1]

Ausgangspunkt einer jeden Restaurierung ist immer zunächst eine detaillierte Untersuchung: Es wird ganz genau hingeschaut und der aktuelle Zustand mit vorherigen Zustandsprotokollen abgeglichen, um Veränderungen und Schäden zu erkennen und zu dokumentieren. Basierend auf den gewonnenen Informationen habe ich ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept erstellt. Im Anschluss habe ich die darin erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt.

In diesem Fall wurde die Untersuchung etwas erschwert, da die Notsicherungen die Sicht auf die besonders gefährdeten Bereiche verdeckten. Notsicherungen sind kleine, dünne Papierstückchen, die über den fragilen Bereichen angebracht werden. Sie werden nicht auf diesen fragilen Bereichen direkt angebracht, sondern mit einem wiederablösbaren Klebstoff auf der stabilen Malschicht ringsherum, sodass über der losen Malschicht eine kleine Lufttasche entsteht. Sollte sich ein Stückchen aus der Malschicht lösen, würde es von der Notsicherung aufgefangen werden, so dass nichts vom Original verloren geht. [Abb. 2]

Nachdem das Werk ausgerahmt wurde, reaktivierte ich nach und nach den wasserlöslichen Klebstoff der Notsicherungen und zog sie vorsichtig mit einer Pinzette ab. In einigen hatten sich tatsächlich ein paar kleine Malschichtschollen verfangen. Ohne Notsicherungen wären diese Teile des Werks verloren gegangen. Die freigelegten Bereiche habe ich dokumentiert und anschließend gefestigt.

Dazu habe ich unter jede lose Farbscholle und in jeden kleinen Sprung in der Malschicht mit einem feinen, spitzen Pinsel etwas Leim aufgetupft und diesen unter kleinen Gewichten trocknen lassen, bis alles wieder fest an Ort und Stelle saß. Auch die Farbschollen, die in den Notsicherungen aufgefangen wurden, wurden in kleinteiliger »Puzzlearbeit« mit einer Pinzette an ihrem ursprünglichen Platz befestigt. Zum Teil geschieht dies unter dem Mikroskop, da die Stückchen nur wenige Millimeter groß sind. [Abb. 3]

Danach folgte die sogenannte Kittung: Dafür habe ich eine Füllmasse aus Leim und Kreide hergestellt, mit der ich die Fehlstellen und Sprünge in der Malschicht auffüllen konnte. Dadurch wurde die Oberfläche wieder geschlossen, sodass keine Stücke der Malschicht mehr hervorstehen und Gefahr laufen, sich zu verfangen oder weiter abzubrechen. [Abb. 4]

Die weiße Kittung habe ich anschließend farblich wieder in das Gesamtbild eingebunden. Bei dieser Retusche habe ich nicht mit Ölfarbe gearbeitet, wie Asger Jorn sie für sein Werk verwendet hat, sondern mit Aquarell. Für restauratorische Maßnahmen gilt nämlich grundsätzlich, dass sie reversibel und vom Original unterscheidbar sein müssen – zumindest für den geübten Blick einer Restauratorin oder eines Restaurators. Die Besucherinnen und Besucher im Museum können sich stattdessen ganz Jorns Komposition widmen, ohne konservatorische oder restauratorische Maßnahmen wahrzunehmen. [Abb. 5]

Nachdem alle Maßnahmen abgeschlossen waren, wurde das Gemälde wieder in seinen ursprünglichen Rahmen montiert und wartet nun im Depot auf seinen nächsten Einsatz bei einer künftigen Ausstellung. [Abb. 6]

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