Einführung

Art is a criminal action
Kunst und Leben

Eine gängige Theorie besagt, dass Neuerungen in der Kunstproduktion durch Krisen entfacht werden. Der Zweite Weltkrieg war eine solche Krise, die die gesamte Welt in eine Schockstarre versetzt hatte. So ist es nicht verwunderlich, dass Künstlerinnen und Künstler in den Jahrzehnten nach dem Krieg nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchten, insbesondere mit dem Ziel, die Grenzen zwischen Kunst und Leben aufzuheben oder zu hinterfragen. Internationale Kunstströmungen wie Pop Art, Fluxus- und Aktionskunst fanden dafür unterschiedliche Mittel, sind jedoch vereint in dem Bestreben, die Realität auf neue Weise künstlerisch zu rezipieren, aktuelle Geschehnisse in die Kunstproduktion einfließen zu lassen und direkt auf gesellschaftliche Themen und technische Neuerungen zu reagieren. In den 1950er und 60er Jahren kam es zum Nachkriegsboom, einem unerwartet hohen Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Industrie wurde im Zuge des Krieges modernisiert und anschließend auf Konsumgüter umgestellt. Die Beobachtung, dass Kommerzialisierung und Massenmedien immer mehr die Gesellschaft bestimmten, veranlasste die Künstlerinnen und Künstler dazu, diese Entwicklung in ihre Kunstproduktion einfließen zu lassen.

Anfang der 1950er Jahre formierte sich unter dem Namen Independent Group in Großbritannien eine Künstlergruppe aus Kunstschaffenden unterschiedlicher Disziplinen – der Beginn der britischen Pop Art. Neben der Kunstproduktion wollten sie sich auch auf theoretischer Ebene mit dem Massenkonsum und der Allgegenwärtigkeit von Werbung auseinandersetzen. Zu ihnen gehörte auch Eduardo Paolozzi (1924–2005), der als Pionier der britischen Pop Art gilt. Bereits in den 1940er Jahren verarbeitete er Motive aus Populärkultur und Werbung in Collagen. In späteren Arbeiten wird seine Faszination für die Technik der Nachkriegszeit deutlich: Die Arbeiten Appel Calder (1975) und Lunes Domingo (1980) erinnern stark an technische Bauteile wie Leiterplatten und Computerchips.

Nur wenig später begannen Künstlerinnen und Künstler auch in den USA, sich mit der Konsum- und Werbewelt auseinanderzusetzen. Neben völlig alltäglichen Gegenständen wie Suppendosen oder Coca-Cola-Flaschen, hielten Motive aus den Massenmedien, insbesondere den Printmedien, Einzug in die Kunst. So reproduzierte Andy Warhol (1928–1987) Fotos von bekannten Persönlichkeiten wie Elvis Presley oder Marilyn Monroe sowie berühmte Gemälde, wie das Portrait Beethovens mit der Partitur zur Missa Solemnis (1820) von Joseph Karl Stieler (1781–1858). Kunst sollte nicht länger den Eliten und Intellektuellen vorbehalten sein, sondern wieder näher an die Lebenswirklichkeit der breiten Masse rücken – nicht zuletzt auch durch erschwinglichere Preise für originale Kunstwerke mithilfe der seriellen Produktion der Druckgrafik. Dadurch wurde auch mit den Prinzipien der Originalität und dem Unikatcharakter eines Kunstwerkes gebrochen.

Trigger Warnung: Manche Kunstwerke enthalten Darstellungen von Nacktheit, Gewalt oder Tod, die auf einige Personen oder Kinder verstörend wirken könnten.

Zurück zur Übersicht

Weiter zum nächsten Text

Drücke Enter, um die Suche zu starten