Kunstperformance “Bust Talk” mit Thomas Geiger

Am Dienstag, 5. Februar, führte der Künstler Thomas Geiger (*1983) in seiner Performance „Bust Talk“ ein Zwiegespräch mit einer afrikanischen Maske. Es handelt sich um eine Kifwebe-Maske (Songye, Kongo), die derzeit in der der Ausstellung „Hauptsache Kopf. Jawlensky, Warhol, Cahn“ (noch bis 19. Mai) in der Kunsthalle Emden zu sehen ist.

Manche Besucher werden bislang an Büsten im Museum eher achtlos vorbeispaziert und haben ihnen, wenn überhaupt, nur einen flüchtigen Blick geschenkt? Wer am Dienstag zum langen Kunstabend im Atrium der Kunsthalle Emden beim „Bust Talk“ von Thomas Geiger dabei war, wird ausgestellten Köpfen in Zukunft wahrscheinlich etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Dem 1983 geborenen Künstler gelang es in seinem Zwiegespräch mit der Büste, der gerade dort ausgestellten afrikanischen Maske eine eigene Identität, eigene Gedanken und Gefühle einzuhauchen. Wie er das tut? Thomas Geiger richtete seine Fragen an die Büste, hört kurz in die Stille und gibt dann an das Publikum weiter, was sie geantwortet hat. Was sich in der Theorie vielleicht etwas abgehoben anhört, wird in der Praxis zu einem anrührenden Erlebnis: Etwa, wenn Geiger fragt, wie er die Maske ansprechen soll? „Also, sie sagt, ich solle sie Kifwebe nennen, das sei ihr Name“, gab Geiger die Antwort an das Publikum weiter. Dann erzählte Kifwebe, immer mithilfe von Geigers Stimme, dass sie aus dem Osten des Kongos stamme und dort dazu diente, Streit zu schlichten, indem ein Tänzer sie aufsetzte und zur Musik bewegte. Sie habe dann die Ahnen sprechen lassen, um der Zwietracht ein Ende zu setzen. Und dass ihr ausgeprägter Mund Liebe in die Welt aussenden soll.

Plötzlich betrachtete man diesen hölzernen Kopf mit den großen dunklen Liedern über halbgeschlossenen Augen und den kantigen, nach vorn ragenden Lippen mit einem anderen Blick. Tut sich da etwas hinter der breiten hellen Stirn? Schauen diese Augen uns wirklich an? Kifwebe liess Geiger für sich sprechen und berichtet, dass sie aus dem Ost-Kongo nach Europa gekommen sei. Hier werde sie nun ausgestellt und betrachtet, manchmal auch angefasst. Das sei zunächst etwas merkwürdig gewesen, mittlerweile habe sie sich aber daran gewöhnt. Dass die Büste die Kunsthalle als schönen Ort empfindet, das konnte auch das Publikum verstehen. An diesem Abend, der im Rahmen der Ausstellung „Hauptsache Kopf – Jawlensky, Warhol, Cahn“ organisiert und von den Jungen Freunden der Kunsthalle gefördert wurde, war die Atmosphäre im sonst eher kühlen Atrium angenehm familiär und vertraut. Rund 40 Besucher hatten sich eingefunden und in einem Halbrund aus Stühlen Platz genommen. So standen Kifwebe und Thomas Geiger beinahe inmitten der Zuschauer und die ansonsten übliche Distanz zwischen Publikum und Vortragendem wird aufgehoben.

Der 1983 geborene Künstler Thomas Geiger, der in Wien lebt, hat das Format des „Bust Talk“, des Büsten-Gesprächs entwickelt, und ist damit bereits an anderen Kunstorten aufgetreten. Das Konzept basiert auf der Idee, dass Kunstwerke wie Büsten und Masken keine kalten und seelenlosen Körper sind, sondern aktiviert werden können.

Katharina Mohr, Sprecherin der Jungen Freunde der Kunsthalle Emden

Der nächste Veranstaltungs-Termin zur Ausstellung ist ein Künstlergespräch mit Louisa Clement (*1987) am Langen Dienstag im März, also am 5.3. um 15 Uhr. Das Gespräch führt Kuratorin Lisa Felicitas Mattheis. Der Eintritt ist im Museumsticket enthalten und damit für Freunde der Kunsthalle e.V. V. gegen Mitgliedsausweis frei. Das Künstlerinnengespräch findet innerhalb eines Rundgangs durch die Ausstellung statt, daher sind die Plätze begrenzt und eine Anmeldung unter Tel. +49 (0) 49 21 97 50 70 oder per Email an marlies.genssler(at)kunsthalle-emden.de wird empfohlen. Die Veranstaltung wird von den Jungen Freunden der Kunsthalle gefördert. Der Kunstabend ist die Abendöffnung der Kunsthalle bis 21 Uhr an jedem ersten Dienstag im Monat. Ab 17 Uhr gilt der ermäßigte Eintritt von nur noch 5 €, inklusive der Veranstaltung (wechselndes Programm) ab 19 Uhr.

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